t69 hat geschrieben:Ich möchte stets das Optimum aus den Bilder "herausholen", da ich gerne in Großformaten ausbelichten lasse. Daher interessiert mich, ob durch die SOFORTIGE JPEG Komrimierung im Vergleich zu NEF sichtbar Bilddetails verschwinden und interessieren mich diesbezügliche Erfahrungswerte anderer Kollegen, soferne es dazu überhaupt Erfahrungswerte gibt.
Die Frage ist IMHO falsch gestellt.Durch eine sofortige JPG-Konvertierung verlierst du nicht unbedingt sichtbare strukturelle Details, mit Sicherheit aber verlierst Du numerische Auflösung in den einzelnen Farbkanälen.
Anders gesagt - durch die Verringerung des Zahlenraums von RAW (9.6 Bit nichtlinear numerisch komprimiert) auf JPG (8 Bit und verlustbehaftete geometrische Kompression) gehen Dir nicht nur geometrische Details (abhängig vom JPG-Kompressionsverhältnis) verloren, sondern auch numerische Auflösung in den einzelnen Farbkanälen.
Ich will das mal genauer erklären:
JPG-Dateien stellen die Bildinfos in 3 Farbkanälen dar, deren Helligkeitswerte jeweils in Zahlen mit 8 Bit Länge beschrieben sind. Das heisst, jedes Pixel besteht aus 3 x 8 = 24 Bits. 8 Bits pro Farbkanal bedeutet, dass pro Farbkanal nur 256 verschiedene Werte möglich sind!
RAW-Dateien (z.B. aus der D70) werden aus den 3 x 12 Bits großen Bilddaten des CCDs abgeleitet, wobei die Daten mit einer nichtlinearen Kompressionskurve auf eine (mathematisch ermittelte) Auflösung von effektiv 3 x 9,6 Bit komprimiert werden. Die Kompression erfolgt nur anhand einer Transformation der einzelnen Pixeldaten, so dass dabei in geringem Umfang Helligkeitsinformationen, nicht aber geometrische Strukturen (wie bei JPG) verloren gehen.
Der Knüller aber kommt noch: Überführt man die RAW-Daten im Verlauf des Workflows in 16-Bit TIFF-Dateien (das empfehlenswerte Dateiformat in PS), dann werden diese Daten abgebildet auf einen 3 x 16 Bit Datenraum. Das bedeutet, dass innerhalb jedes einzelnen Farbkanals theoretisch 65.536 verschiedene Helligkeitswerte möglich sind.
Nachdem die Bilddaten nur mit 3 x 12 Bits Auflösung ermittelt wurden, stehen ursprünglich zwar nur 4.096 verschiedene Werte pro Farbkanal zur Verfügung, diese werden aber in der Umwandlung in ein 16 Bit TIFF mit 3 x 16 Bits (entsprechend 3 x 65.536 Helligkeitswerte) abgebildet.
Der verwendete Zahlenraum bei den verschiedenen Dateiformaten hat erhebliche Auswirkungen auf die Bearbeitungsmöglichkeiten einer Bilddatei:
Wenn ich z.B. eine Kontrastkorrektur an einem Bild mache, dann verändere ich rechnerisch die einzelnen Helligkeitswerte eines jeden Pixels in den drei Farbkanälen. Bei einer JPG-Datei mit 3 x 256 Helligkeitswerten kann auch das Bearbeitungsergebnis nur in der genannten Zahl an Helligkeitswerten dargestellt werde. Die Werteberechnungen werden nicht immer genau einen dieser 3 x 256 Werte treffen, da Ergebnisse zunächst einmal auch zwischen diesen Werten liegen können. Um aber in den Zahlenraum zu passen, werden diese Werte anschliessend gerundet, und dabei kann es dazu kommen, dass ein Helligkeitsverlauf plötzlich nicht mehr stetig ist. Das bedeutet, dass benachbarte Pixel evtl. nicht mehr zahlenmäßig aufeinanderfolgende Helligkeitswerte wie 128, 129, 130 besitzen, sondern dass dabei auch mal Sprünge auftauchen können wie 128, 131, 134. Diese Sprünge werden bei großer Vergrößerung als Farbstufen oder sog. Posterisierung sichtbar - eine sehr hässliche Sache, die besonders bei großformatigen Ausdrucken auffällt.
Nachdem eine 16-Bit TIFF Datei die Helligkeitswerte über 3 x 65.536 verschiedene Werte abbildet, werden Rundungsfehler hier nicht so schnell zu "Abrissen" oder Posterisierung führen, denn hier ist die Abstufung möglicher Helligkeitswerte viel feiner, so dass es erheblich weniger Rundungsverluste bei Bildberechnungen gibt - was sich in großformatigen Ausdrucken oft sehr deutlich nachweisen lässt.
Solche "Rundungsfehler können immer dort auftreten, wo man in der Bildbearbeitung algorithmisch gestützte Veränderungen der Helligkeitswerte vornimmt, also bei Gradationskurven, Modifikationen von Helligkeit, Kontrast oder Sättigung, und bei Korrekturen des Weissabgleichs (hab' ich noch was vergessen?).
Fazit:
Wenn Du Bilder direkt aus der Kamera, ohne jegliche weitere Bearbeitung ausdrucken willst, kannst Du das ruhig mit einer JPG-Datei machen. Wenn Du aber Deine Bilder nachbearbeiten willst, dann wirst Du sehr schnell entdecken, dass Du mit RAWs bzw. 16-Bit TIFFs wesentlich weiter kommst und sichtbar bessere Ergebnisse erzielen kannst.