Contra EBV?

Die Rubrik rund um das Thema Bildbearbeitung und Software. Techniken, EBV-Software, Tipps,...

Moderator: pilfi

mac-knife
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Beitrag von mac-knife »

Man nimmt eine Situation optisch wahr. Dabei wandert das Auge hin und her. Es stellt sich jeweils auf die einzelnen Kontrastsituationen und Vordergründe-Hintergründe - Hell-Dunkel ein. Dann erfolgt der Entschluss das Ganze zu fotografieren. Da ein Foto im Gegensatz zur mosaikartigen und entsprechend jeweils feinjustierten Wahrnehmung einzelner Bildelemente den Durchschnittswert festhält ergibt sich oft zwangsläufig der Bedarf zur Nacharbeit.
Man muss sich zur Beantwortung fragen, was ist denn wichtig gewesen bei dem Entschluss den Auslöser zu drücken. Das Bild im Kopf (Alle Bildbereiche hübsch einzeln optisch aufbereitet und unabhängig voneinander optimal abgestimmt), oder die nüchterne Dokumentation der mit dem benutzten Material fotografisch abbildbaren Realität. Dabei ist die Frage was ist da die Realität bei Benutzung von kontrastbeschränktem Diamaterial, oder hochgezüchtetem Negativfilm, von Farbbild im Gegensatz zu den Beschränkungen durch Schwarzweißmaterial.
Wir haben beim Anflug mehrere Fotos von Barcelonas Skyline gemacht. Nach unserer Rückkehr war die Enttäuschung groß, als zuerst nichts als graugrüne Soße zu sehen war. Nach dem Betätigen von Autokontrast bei NikonCapture war dann auf dem Foto wieder Alles so zu erkennen, wie wir es zum Zeitpunkt des Fotografierens in unsrere Erinnerung aufgenommen hatten, und darum ging es ja.
Seitdem ist für mich die Frage nach der Echtheit eines Fotos trotz EBV geklärt.
Zuletzt geändert von mac-knife am Mo 25. Okt 2004, 15:15, insgesamt 2-mal geändert.
Hab die D70 jetzt seit 1 Jahr / 18-70Kitobj. gegen Tamron 28-75 getauscht / Nikkor AF50 f1.4 . Fast digitale Fotografie aufgesteckt wegen Frust mit Dimage 7/7i
jodi2
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Beitrag von jodi2 »

Da fällt mir doch schon wieder Ken Rockwell ein:
"No photograph is an exact reproduction. All photographs distort reality."

Wer pauschal sagt, jeder EBV-Eingriff ist eine (unerlaubte) Verfälschung der Realität, erzählt Unsinn.
Nichtsdestotrotz ist es trotzdem mein Ziel, möglichst viel schon beim Auslösen richtig zu haben und nicht erst hinterher z.B. viel rumzuschnippeln. Ich denke, das schärft auch den Blick fürs Motiv und das man schon vorher weiß wie etwas als Foto wirkt.

Gruß
Jo
Zuletzt geändert von jodi2 am Di 26. Okt 2004, 11:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Was ist das für ein knuffiges Tandem auf dem Avatar? www.pinoforum.de
UweL
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Beitrag von UweL »

jodi2 hat geschrieben:Nichtsdestotrotz ist es trotzdem mein Ziel, möglichst viel schon beim Auslösen richtig zu haben und nicht erst hinterher z.B. viel rumzuschnippeln.
Genau so halte ich das auch. :!:
Gruß, Uwe

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beta
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Beitrag von beta »

Michael Reichmann hat geschrieben:A painter starts with a blank canvas and adds what he thinks should be seen. This can be either from a scene in front of him, or from something that springs from the painter's mind's eye. If the painting is taken from reality, such as a landscape, items are included or excluded based on the artist's preference and vision. No one ever says to a painter, "Why didn't you include that telephone pole"?

The photographer, on the other hand, starts with whatever nature has placed in front of him. His task as an artist is to remove that which doesn't compliment his vision. (This is even the case when so-called documentary photography is being done. Taking a photograph is inherently an exercise in editorial decision making.)
taken from luminous landscape

Ich denke das sagt alles.

Man kann wohl kaum EBV komplett in einen Topf werfen und sagen JA oder NEIN. Es gibt verschiedenste Kategorien von EBV. Irgendwo im Netz findet man bestimmt Kategoriesierungen.
Für mich persönlich ist es einfach nur albern wenn man sich mit Händen und Füssen gegen EBV wehrt. Worum geht es einem eigentlich wenn man fotografiert? Einfach nur lustiger Zeitvertreib ohne Sinn und Verstand? Einfach nur Technikfetischismus? Einfach nur lustige Bildersammlung von Geburtstagen? Einfach nur kreativer Ausdruck?
Ich denke jeder wird für sich dort eine oder mehere Kategorien finden und für jede dieser Kategorien kann man Argumente für EBV finden. Das Contra bei EBV ist meiner Meinung nach häufig nur ein Suchen nach Entschuldigungen warum man sich nicht mit der Materie beschäftigen sollte/möchte. Ich sehe überhaupt keine Probleme darin wenn ich den Kontrast eines Bildes ändere oder an den Farben drehe. Es ist mein Foto und ich kann mit meinen Augen machen was ich will. Wenn ich mit einer Rosa Sonnenbrille durch die Gegend laufe und Fotos mache und alle Bilder nachher aus rosa aussehen sollen, ja dann ist so. Ich habe das so gesehen. Ich wüsste nicht was daran "böse" wäre.

Ich glaube das EBV genauso wie fotografie eine ziemlich persönliche Sache ist. Den einen stört der Strommast den anderen nicht. Der eine macht ihn weg der andere halt nicht. Der eine fotografiert verrostete eimer der andere nicht. Also so what?


me.
UweL
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Beitrag von UweL »

Michael Reichmann hat geschrieben:His task as an artist is to remove that which doesn't compliment his vision.
Das ist glaube ich der springende Punkt. Diejenigen, die sich bis zu einem gewissen Grad als Künstler verstehen, werden gerne auch mehr Zeit in EBV stecken - und das nicht nur, um die Bilder so aussehen zu lassen, wie ihr Auge es wahrgenommen hat in dem Moment, als sie auf den Auslöser gedrückt haben.

Ich kenne aber Leute, die gar nicht auf die Idee kämen, ihre eigene Fotografie als Kunstform zu bezeichnen. Ich kenne mindestens einen, der den Einsatz von EBV recht vehement ablehnt. Ich tue das nicht und drehe an so manchem Bild (Schneiden, Kontraste, Farben, Schärfung, ...). Nicht so viel wie andere hier, aber nicht deshalb, weil ich es verurteilen würde - so manches davon würde ich gerne können, kann es aber nicht.

Insofern: Ich kann nichts 'verwerfliches' an EBV jedweder Art erkennen, denn Fotografie ist für mich auch eine Kunstform, und da sind wir wieder bei dem Zitat von oben. Also alles okay... :idea:
Gruß, Uwe

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mikey
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Beitrag von mikey »

Es wir immer interessanter!
Ich verstehe, dass die Einstellung zur EBV von der Einstellung zur Fotografie abhängt. Das ist sehr einleuchtend.
Meine Einstellung zur Fotografie (im Moment jedenfalls) ist, das ich versuchen möchte interessante Ausschnitter der Realität abzubilden. Deshalb, denke ich, möchte ich nicht so sehr in das Bild eingreifen, deshalb interessieren mich auch die Rohdaten der Kamera.
Andere, möchten Bilder gestalten. ok.


mike
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Beitrag von beta »

mikey hat geschrieben:Meine Einstellung zur Fotografie (im Moment jedenfalls) ist, das ich versuchen möchte interessante Ausschnitter der Realität abzubilden. Deshalb, denke ich, möchte ich nicht so sehr in das Bild eingreifen, deshalb interessieren mich auch die Rohdaten der Kamera.
hmmmm das verstehe ich nicht. Du machste ein Bild vom Wald. Und in deiner Realität findest du das hübsch und super und toll und es lohnt sich einfach das zu fotografieren. Gesagt getan, bild gemacht. Nun kommst du zu hause an und das ding sieht jetzt gar nicht mehr so aus wie es eigentlich da war. Taucht dann über dir der böse engel auf der sagt: „STARTE NIEMALS PHOTOSHOP!!! NIIIIIEEEEEMMMMMAAAAAALLLLLLSSSS” . Was ist so verwerflich daran die Helligkeit vielleicht anzupassen? Oder wenn es so blass gräulich wirkt kurz die Farben ein wenig zu erhöhen???

Ich glaube allmählich alle denken bei EBV an sinnloses Filtergespiele. Ich schrieb oben schon was von Kategoriesierung. Spontan und richtig grob kann man es doch vielleicht in Bildqualitätsverbesserung (Kontrast, Farbe, Rauschenentfernung) und Retouche (Stempeln und Korn und solche sache) aufteilen. Wenn jemand nen ethisches Problem hat die rostige Cola Dose in seinem Waldbild wegzustempeln, na gut. Verstehe ich zwar nicht aber meinetwegen. Warum man sich aber mit Händen und Füssen dagegen wehrt einen Grauschleier zu entfernen oder das Bild nen bischen aufzuhellen entzieht sich meines Verständnisses.

Man schränkt sich dann in der digitalen Technik ja noch mehr ein als in der analogen, wo solche Bildverbesserungen von den Laboren automatisch vorgenommen wurden. Verstehe ich einfach nicht.

@UweL.
Was sagt denn dein Kollege warum man in die Hölle kommt wenn man mit EBV an seinen Bilder rumdreht?


me.

edit: Ach sooo und diese Künstler und normaler Mensch Einteilung ist mir auch nicht so ganz geheuer. Vor allen dingen begreife ich nicht wie man da zwischen unterscheiden will oder soll. Ist denn derjenige schon ein Künstler der sich gedanken zu einem Bild macht? Also ich halte persönlich gar nichts von solchen Schubladen. Der eine kümmert sich um seine arbeit, ein andere hofft das die Kamera das für einen tut und dem nächsten ist das alles sch**** egal weil er eh nur knipsen will und ein nächster benutzt seine Objektive zur Egoaufwertung. So wer ist da jetzt der Künstler und wer nicht? Hmmmmmm.
Zuletzt geändert von beta am Di 26. Okt 2004, 13:34, insgesamt 1-mal geändert.
volkerm
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Beitrag von volkerm »

@beta: Hihihi ... mit dir kann man immer lustvoll streiten (oder besser: argumentieren), du bist so radikal. Find ich gut, ehrlich!

Viele Grüße,
volker
Zuletzt geändert von volkerm am Di 26. Okt 2004, 13:40, insgesamt 1-mal geändert.
.. und weg.
beta
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Beitrag von beta »

volkerm hat geschrieben:@beta: Hihihi ... mit dir kann man immer lustvoll streiten (oder besser: argumentieren), du bist so radikal. Find ich gut, ehrlich!
naja im innanet meinungen auszutauschen ist ja nicht so leicht, weil man den Tonfall des gegenüber nicht hört und auch seine mimik nicht sieht. Deswegen ist manchmal eine gnadenlose Übertreibung notwendig um seinen standpunkt deutlich zu machen. Will hier aber keinen persönlich irgendwie anfahren und hoffe es auch noch nie getan zu haben.


me.
UweL
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Beitrag von UweL »

beta hat geschrieben:@UweL.
Was sagt denn dein Kollege warum man in die Hölle kommt wenn man mit EBV an seinen Bilder rumdreht?
Das geht so in Richtung "Vortäuschung falscher Tatsachen". Dass wir uns richtig verstehen: Ich teile diese Ansicht nicht...
beta hat geschrieben:ein andere hofft das die Kamera das für einen tut
in diese Richtung geht es bei ihm. Die Kamera muß das Bild so liefern wie es in der Realität ist (überspitzt gesagt).
Dass zwischen dem Negativ aus der analogen Zeit und dem fertigen Negativ-Abzug ein Labor saß, wird auch oft vergessen. Im digitalen Zeitalter heißt das halt PS...
Gruß, Uwe

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