Hi Timo,
> vielen Dank für Deinen interessanten Beitrag.
> Es drängt sich mir aber die Frage nach der Definition von DRI auf:
> Wenn ich das technisch richtig verstanden habe, können sowohl der Film, wie Digitalkameras,
> aber auch ein Monitor, und die Druckwiedergabe nur einen Ausschnitt aus dem in der
> Wirklichkeit vorhandenen Kontrastbereich abbilden (das gleiche gilt ja auch für das
> Farb-Gamut, das ist aber 'ne andere Baustelle).
Richtig.
> Das, was ich gemeinhin unter der Bezeichnung "DRI" kennen gelernt habe, beschreibt IMHO
> bestimmte Tricks der Kontrast-Komprimierung.
Eine Kontrast-Kompression oder auch ein Tone-Mapping sagen noch nichts über den verwendeten
Datenraum aus. Ist er 8-Bit, dann funktionieren auch diese Prozesse nur innerhalb dieses Raumes.
Deshalb heisst das korrekt auch "Constrast-Blending". Der Dynamikumfang kann damit nicht
vergrößert werden, weil er ja garnicht verlassen wird. Das ist aber der wesentliche Punkt beim DRI.
> Da erfasst entweder der Film oder eine Digicam einen bestimmten Kontrastbereich, der je nach
> Belichtung einem gewissen Auschnitt aus der Spannweite des real vorhandenen Kontrasts
> abbildet.
Genau.
> Wenn ich nun per "DRI" mehrere Aufnahmen zusammenrechne, dann nehme ich effektiv mehrere
> (hoffentlich möglichst wenig überlappende) Ausschnitte aus diesem Kontrastbereich, und
> setze sie so zusammen, dass sie im verfügbaren Kontrastbereich für die Bildausgabe (Monitor
> und/oder Ausbelichtung) eine möglichst natürliche Kontrastabbildung ergeben.
> Das heisst, die Summe der Kontraste der (z.B.) beiden Ausgangsbilder wird so komprimiert,
> dass sie in den Kontrastbereich der Bildausgabe passen.
Ja, das kann man so stehen lassen. Wenn die normale Belichtung den normalen Raum von 0 bis 255
füllt, dann ist die Überbelichtung (z.B. doppelte Zeit = doppelte Intensität) auch um das doppelte
darüber, reicht also bis 512. Während eine Unterbelichtung natürlich im negativem Raum liegt.
Vereinfacht gesagt werden die Werte der Unterbelichtung entsprechend geteilt, die der Überbelichtung
entsprechend multipliziert. Der ergibt HDR-Daten. Um sie auf LDR-Geräten (kann man sich jetzt denken,
Schirm und so) ausgeben zu können, müssen sie wieder auf den üblichen Zahlenraum gebracht werden,
was im einfachsten Falle eine Division ist. Bei je drei Unter- und Überbelichtungen (also sieben Bildern)
sieht das vereinfacht dann so aus:
v = ( v1/8 + v2/4 + v3/2 + v4 + v5*2 + v6*4 + v7*8 ) / 7
Praktisch ist das viel komplexer weil wir ja nicht linear sehen, sondern logarithmisch, noch dazu
sind die Aufnahmen der Kamera auch wieder linear, müssen also erst wieder umgerechnet werden.
> Effektiv erfolgt damit doch in Bezug auf der Ursprungsmotiv eine Vergrösserung des
> Kontrastbereichs, denn mit diesem Verfahren lassen sich Bilder erzeugen, die (a) mehr Details
> in den Schattenpartien und (b) mehr Zeichnung in den Lichtern ermöglichen.
Ja und Nein, da unterscheidet sich das eben. Liegen die Tonwerträume wie in PhotoShop übereinander,
dann liegen sie A schon falsch und müssen deshalb B überblenden werden. Das ist dann ein "Effekt"
der einer kreativen oder künstlerischen Methode unterliegt, je nachdem ob man dies nun per Maske
und Helligkeit macht, oder z.B. mit dem Pinsel. Das Mehr an Zeichnung entsteht durch eine Einblendung(!).
Der sichtbare Effekt kann durchaus ähnlich sein, unterscheidet sich aber doch stark von echtem DRI.
Das ist pixelgenau, parameterlos, frei von Überblendungen, physikalisch korrekt und liefert sogar
Details die in keinem einzelnen Bild vorhanden sind.
> Habe ich also einen Denkfehler gemacht, oder sprechen wir beide über unterschiedliche
> Definitionen des Begriffs "Dynamic Range Increase"?
Kein Denkfehler, nur falsche Definitionen - und ganz andere Resultate.
Hier nochmal das Beispiel:
ftp://
www.stoske.de/outgoing/diverses/low.jpg
ftp://
www.stoske.de/outgoing/diverses/high.jpg
ftp://
www.stoske.de/outgoing/diverses/DRI.jpg
Leider habe ich kein PhotoShop CS oder andere Programme um die ganzen "Kontrast-Blending"-Methoden
damit mal zu probieren . Wenn dies jemand mal macht - ich würde mich über die Resultate freuen
(bitte dazuschreiben wie entstanden).
Grüße, Stephan Stoske