Aufbereitung Fotos für Zeitungsdruck

[htz]

Meine Bilddateien bearbeite ich an einem kalibrierten Monitor und beim Ausbelichten in Digitallaboren, die Farbprofile berücksichtigen, erhalte ich auch Abzüge, die meinen Vorstellungen entsprechen, was mir die korrekte Kalibrierung bestätigt.
Gelegentlich sende ich auch an regionale Tageszeitungen Bilddateien zum Abdruck. Doch die Fotos sehen in der Regel gedruckt völlig anders aus (deutliche Farbverschiebungen, flauer Kontrast, ausgefressene Lichter, andere Farbsättigung) als bei mir auf dem Bildschirm. Habe auch schon erlebt, dass die gleiche Bilddatei in verschiedenen Zeitungen total unterschiedlich rauskommt.
Wer hat Erfahrungen mit Zeitungen und kann mir Tipps geben, wie die Bilddateien am Besten aufbereitet sein sollen (RGB oder CMYK, welches Farbprofil, ...), damit sie im Druck möglichst nicht zu sehr verändert erscheinen?
Darf eine Zeitungsredaktion für den Druck die Bilddateien außer einem Bildzuschnitt die Bilddatei grundsätzlich per EBV verändern?
lg martin

[tufkabb]

Ich glaube kaum, daß eine Zeitungsredaktion die Bilder per EBV verändert. Dafür haben die gar keine Zeit. Zeitungsdruck ist eigentlich besserer Kartoffeldruck. Druckpunktzuwächse bis 30% eher normal, minderwertiges Papier und grobe Raster deshalb auch die Regel. Vielfach findet auch eine automatische Farbreduktion (GCR/UCR) statt um den Grauanteil in den Farben zu sparen (weniger Farbkosten, schneller im Druck) und durch Schwarz zu ersetzen. Bei der Zeitung kannst du nicht die Qualität des Offsetdrucks erwarten und schon gar nicht die der Ausbelichter oder die eines kalibrierten Druckes.

Wenn du willst daß deine Bilder mit optimalem Farbmangment gedruckt werden darfst du sie nur an Hochglanzmagazine und nicht an Zeitungen schicken. Denn bei den meisten Zeitungen, besonders bei kleinen, ist das Aussehen deiner Bilder im Endprodukt reine Glückssache.

[PeterB]

Zu Absatz 1 stimme ich zu, zu 2 habe ich andere Erfahrungen. Zu Analog- und den Anfängen der Digitalfotografie ging jedes Foto über den Tisch / PC der Bildtechnik. Heute pflegen die Redakteure meine Fotos selbst ein, und ich habe keinen Grund zu Klage. Die bekommen von mir anständig bearbeitete und beschnittene Fotos und verändern die in der Regel nicht oder kaum. Die sind ja nicht blind. Bei meiner Zeitungs habe ich mir früh angewöhnt, Rot rauszunehmen, weil die Nikon-Kompakten eh bei Konzertfotos einen Rotstich hatten. Aber das hat sich ja dank der DSLRs geändert. Aber der Zeitungsdruck verstärkt das Rot. Und die Qualität der DSLRs lag schon bei der D70 oberhalb dessen, was der (Tages-)Zeitungsdruck darstellen kann.
Aber Tufkabb hat schon recht: Eine Tageszeitung ist kein Hochglanzmagazin. Vielleicht habe ich mich im Laufe der Jahre schon so daran gewöhnt, dass es nicht mehr weh tut.

[alexis_sorbas]

Moin,

bei der eci.org gibt es Softproof-Profile auch für
ISO-Newspaper... damit "sieht" man, was dem Bild
beim Zeitungsdruck passiert und kann Gegensteuern.

[derMichael]

Darf eine Zeitungsredaktion für den Druck die Bilddateien außer einem Bildzuschnitt die Bilddatei grundsätzlich per EBV verändern?

Hallo,
das Problem kann verschiedene Ursachen haben.
Das wichtigste ist aber:
Halte Dich an die Vorgaben der jewiligen Zeitungsredaktion. Es sollte verbindliche Vorgaben geben. Wenn nicht hilft es nach "bevorzugten Format/Profil, Dateigröße" zu fragen und es genau so abzugeben.
Kann aber auch passieren, das Du offensichtlich unsinnige Vorgaben erhältst ( Richtung: Minimum 30MB pro Foto bitte per Email, so 2 bis 3 Fotos ).
Selbst wenn alles korrekt abgegeben und weitergegeben wird kann es im Zeitungsdruck zu erheblichen Schwankungen im Druck kommen. Frag mal bei Freunden nach einem anderen Exemplar der selben Ausgabe, möglichst ausgetragen in einem anderen Stadtteil. Ist teilweise erstaunlich.

Bearbeiten im Sinn von inhaltlicher Bildmanipulation sollte es eigentlich nicht geben, jedenfallst nicht bei aktueller Berichterstattung (Werbung ist was anderes). Beschnitt sollte auch nicht grob Bildaussageverändernd sein. Schau mal unter dem Stichwort Pressekodex nach, Ziffer 1 und 2 sind da passend.
Aufbereitung zum Druck bzw. Umwandlung in CMYK für den Druck ist bei RGB Dateien technisch notwendig und kann zu (leicht?) veränderter Farb- /Helligkeitsdarstellung führen. Dies darf aber nicht EBV im Sinne von
Sollten Deine Dateien OK sein und nicht bemängelt werden (frag lieber mal...) , sind die von Dir beschrieben Probleme von Dir nicht zu lösen. Zeitungsdruck ist, wie schon erwähnt nicht besonders hochwertig/schwankungsarm.
Kommt aber extremer Kostendruck, Zeitdruck und mangeldes technisches Know How zusammen wird es immer eine neue Überraschung.

Grüße
Michael

[Mad_Marcy]

Aber der Zeitungsdruck verstärkt das Rot.

Ein typisches CZ-Problem (kommt normalerweise nicht so stark vor)

Also - es wurde im Grunde schon vieles gesagt - was vor allem stimmt ist, dass es gerade von Zeitung zu Zeitung große Unterschiede gibt. Ich arbeite - wie einige wissen, in einer Werbeagentur, die viel mit Zeitungsdruck / Beilagen zu tun hat - daher behaupte ich mal von mit micht mit der Problematik bestens auszukennen.
Es ist so, dass du die Fotos am besten in CMYK zur Zeitung schickst.
Bei ECI.org bekommst du wie schon gesagt, die passenden Profile - momentan ISOnewspaperV2. Allerdings bezieht sich das auf den Bogenoffest-Druck. Die meisten Zeitungen werden allerdings im Rollenoffset gedruckt. Da ist die Farbabweichung meistens noch etwas stärker.
Allerdings kann dir das ein "softer" Drucker wieder zerhauen. Also - wenn du häufig in einer Zeitung erscheinst schau dir deinen Farbproof mit dem IsoNewspaperV2 an und dann vergleich die mit dem Druck - dann kannst du am besten beurteilen wo du hin willst.
Auf jeden Fall würde ich die Bilder mit dem eingebetteten Profil so an die Zeitung senden.
LG MM

[htz]

danke an alle, die sich zu meinem Problem geäußert haben.
Das Profil isonewspaper26v4 habe ich mir runtergeladen.
Wenn ich eine Bilddatei mit diesem Profil konvertiere wird der Gesamteindruck lediglich etwas flauer, aber eine deutliche Farbverschiebung wie letzte Woche von einem Motiv mit braunem Ackerboden im Hintergrund, der schließlich im Zeitungsdruck plötzlich pinkfarben abgedruckt war, erfolgt zum Glück nicht. Aufgrund einer Rücksprache mit der Zeitungsredaktion sollte ich keine Fotos in CMYK und entsprechendem Farbprofil anliefern. Sie wollen normale jpg-Dateien im RGB-Modus. Dagegen fordert die Anzeigenabteilung der gleichen Zeitung CMYK-Dateien mit dem oben erwähnten Profil isonewspaper26v4 als pdf-Datei. Komisch, oder? Jetzt bin ich noch kein Schritt weiter. Außerdem gibt es deutliche Unterschiede, ob ich die Bilddatei mit Capture NX oder mit Photoshop 6.0 konvertiere, was ich auch nicht verstehen kann.
lg martin

[tufkabb]

Sorry aber du erwartest einfach zuviel vom Zeitungsdruck. Die Firma für die ich arbeite stellt Workflowsysteme für Druckereien her. Ich bin tagtäglich in Druckereien und sehe was da abgeht. Wenn ich mit dem Drucker der Frühschicht beginne Profile für die Druckmaschine zu erstellen, kann ich die in die Tonne treten, wenn der Drucker der Mittagsschicht eintrifft. Es ist wirklich so grass. Wenn nur die Tür zum Drucksaal aufsteht, und sich die Luftfeuchtigkeit ändert hast du schon andere Ergebnisse. Von Gummitüchern und ähnlichen Parametern will ich gar nicht erst reden. Alles hängt im Prinzip davon ab was der Mensch an der Bogen- bzw. Rollenoffsetmaschine kann, trotz aller Automatisation und Standardisierung.

Kleines Beispiel gefällig: vor kurzem war ich in einer gar nicht so kleinen Zeitung. Da hatte der Druckvorstufen Leiter die Linearisierungkurven der Druckplatten am Vortag angepasst. Dabei ist ihm ein Fehler unterlaufen, bei dem alle Magenta Töne unter 15% auf den Druckplatten fehlten. Was soll ich sagen, es ist keinem aufgefallen, die Auflage der Zeitung wurde gedruckt und ausgeliefert. Erst durch Zufall kam man am Folgetag dem Fehler auf die Spur. Die hätten noch Wochen so weitergedruckt. Alles "ISO" zertifiziert versteht sich. Da fällt einem nix mehr ein. Jeder Tintenpisser liefert zuverlässigere Ergebnisse.

[htz]

Ich denke wir können das Thema abschließen und ich möchte aber noch meinen aktuellen Schock zum Thema Farbmanagement loswerden:

Für gestern abend bat mich unsere Zeitungsredaktion um ein aktuelles Berichtsfoto für die heutige Ausgabe.
Da die Aufnahme in umittelbarer Nähe des Redaktionsbüros entstand und wegen des bevorstehenden Redaktionsschlusses schnell reagiert werden musste, habe ich diesmal das out-of-cam-Motiv diesmal unbearbeitet direkt in der Redaktion abgegeben und konnte dabei einmal bei diesem Betrieb hinter die Kulissen schauen und habe nun aus eigener Erfahrung eine Erklärung für die seltsamen Farbverschiebungen:
Die verschiedenen Redakteure haben in ihrem Büro alle unterschiedliche nicht kalibrierte Monitore und staunten, dass die gleiche Bilddatei auf den verschiedenen Monitoren total unterschiedlich ausfiel. Je nach Arbeitsplatz lädt der jeweilige Redakteur eine angelieferte Bilddatei in Photoshop (Version 5!!!) und verändert Helligkeit, Kontrast und Farbe bis ihm das Motiv auf seinem unkalibrierten Monitor zusagt oder er läßt Autokorrekturen vornehmen, die häufig auch die Bilddatei verschlimmbessern, bevor sie nach Zuschnitt zum Druck weitergeleitet wird.
Für die Zukunft will die Redaktion meine in der Regel per EBV optimierten Bilddateien nicht mehr verändern. Ich bin mal gespannt ...

lg martin

[alexis_sorbas]

... ich möchte aber noch meinen aktuellen Schock zum Thema Farbmanagement loswerden:...

... das ist leider immer noch "übliche" Praxis...
ich kenne eine "Werbeagentur", die bis vor kurzem mit
völlig ungeeigneten und unkalibrierten Monitoren "Druckvorstufe" betrieben hat...