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DIA scannen mit der D70 und 105er Makro

Verfasst: Fr 9. Dez 2005, 13:37
von donholg
Nachdem mich die Ergebnisse eines KoMi Coolscan IV Diascanners nicht überzeugen konnten und letzte Woche das 105er Nikon Makro bei mir eingetroffen ist (Danke Clown), konnte ich nicht widerstehen und hab mich an das Abfotografieren alter Dias gewagt, auch wenn durch die Erfahrungen Anderer hier die Erwartungen an das Ergebnis gedämpft waren.
Ich bin nun nicht der Bastelwastel, aber es war nicht sehr schwierig eine Diahalterung zu bauen.

Basis des Kopierers ist eine alte Blechdose in der mal eine Campariflasche steckte. Man kann sicher auch eine Pappröhre verwenden, wie sie zur Aufbewahrung von Postern üblich ist.
In den Boden habe ich ein recheckiges Loch mit einem Taschenmesser geschnitten (das Blech ist recht dünn), nachdem ich mit einem leeren Dia zuvor das Außen und das Innenmaß des Rahmens mit Filzstift mittig auf den Boden zeichnet habe (Dia auflegen und einfach drumherum malen).
Als Diahalterung dienen 4 kleine Spaxschrauben, die ich noch vom Vertäfeln übrig hatte (Zwei unten und je eine links und rechts neben dem Dia). Das Dia sitzt bombenfest und wackelt nicht, lässt sich aber einfach nach oben herausziehen.
Die Röhre habe ich dann innen noch mit schwarzem Karton „verkleidet“ um Reflektionen zu dämpfen (DIN A4 Karton gerollt und reingesteckt). Wenn man gleich eine Pappröhre nimmt reicht vermutlich schwarze Farbe.

Die Röhre selbst habe ich auf einem alten 3 Wege Neiger von Manfrotto mit Kabelbindern festgezurrt. Der Neiger selbst ist so schwer, dass ich Ihn nicht noch einmal befestigen musste, kann man aber auch noch machen. Entscheidend ist, dass die Röhre an einem schweren Gegenstand befestigt ist und beim Entfernen der Dias nicht wackelt oder verrückt wird.

Die Kamera mit 105er Makro sitzt auf einem Stativ mit 3 Wege Neiger und wird dann so weit in die Röhre reingeschoben, bis das Dia etwas mehr als formatfüllend ist (Der D70 Sucher ist kleiner als der tatsächliche Bildausschnitt) und nicht kippt. Nach 2-3 Testfotos sitzt alles perfekt. (Abstand laut Objektivscala ca. 34cm)

Als Hintergrundbeleuchtung dient eine alte Scannerdurchleuchteinheit, die bei mir noch rumflog, man kann aber auch was anderes nahmen, Hauptsache es ist gleichmäßig hell. Bestimmt funktioniert auch ein Baustrahler mit einem weißen Blatt Papier zwischen Dia und Strahler. So sieht das dann aus:

Bild

Die Kamera hab ich per USB mit dem PC und Nikon Capture verbunden. Alle Fotos sind ferngesteuert vom Rechner aus gemacht, so dass man sich sofort das Ergebnis mit Spitzlichtern anzeigen lassen kann. ISO200, Modus M, Blende 20, Autom. Weißabgleich, Belichtungsmessung Mehrfeld. Die Bel.zeit konnte ich dann von Bild zu Bild noch verändern.
Fokussiert hab ich nur beim ersten Dia. Hier muss man aufpassen, dass es ausreichend Struktur hat, damit der AF auch trifft. Alle weiteren Dias hab ich ohne erneuten AF abgelichtet. Alle Dias müssen natürlich im Querformat eingelegt werden, damit sie formatfüllend sind.

Das Ergebnis konnte dann im RAWshooter sofort näher betrachten und Weißabgleich, Tiefen, Mitten, Lichter, Belichtung und Farbsättigung korrigieren.
Erfahrungsgemäß sind die NEF „out of the Cam“ noch zu Kontrastreich und man muss die Tiefen noch etwas aufhellen. Auch mit der Belichtung sollte man etwas vorsichtig sein, wenn das Dia schon etwas überbelichtet ist, damit nicht noch mehr ausgefressene Lichter dazukommen.

So nach 20 Dias hat man den Bogen mit der richtigen Belichtung raus und schafft dann eine 50er Schiene in 10min. Danach benötigt man noch mal 10min. um alle 50 Bilder nachzubearbeiten.

Persönliches Fazit:
Ich bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden und habe die Anschaffung eines teuren (1000,-€) Diascanners erst mal verworfen. Anstatt der Anschaffung eines Dia-Scanners bis 400,-€ sollte man das Geld doch besser in ein gutes Makro investieren (Ich habe kaum Negative). Die „D70 Scans“ sind sehr hochauflösend und dateailreich und lassen sich in enormer Geschwindigkeit herstellen, ohne dabei auf Qualität zu verzichten.
Auch wenn der Aufbau sehr lustig aussieht, kommt das Ergebnis ausgezeichnet.
Hier drei Beispiele von 10 Jahre alten Dias:

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Gruß
Holger

Verfasst: Fr 9. Dez 2005, 15:13
von GuiseppeDolce
MC Gyver Könnts nicht besser machen.

Bild Nr. eins taugt mir extrem - zeigst noch mehr ? :)

Verfasst: Fr 9. Dez 2005, 15:19
von Marcel
Geniale Idee. Respekt :)

Verfasst: Fr 9. Dez 2005, 15:20
von David
Sind gute Resultate! Das erste Bild ist genial. Was für ein Flair, Holger. :)

Verfasst: Fr 9. Dez 2005, 15:28
von Bati
Ja mir gefällt Bild 1 auch besonders, und da muß ich eine "kleine" Anfängerfrage stellen, wenn ich es richtig verstanden habe hast du das erste bild doppelt belichtet, geht das auch mit einer DSLR oder geht das nur mit der richtigen Software??

Viele Grüße
Bati

P.S.
Ich bin auch auf weitere Bilder gespannt

Verfasst: Fr 9. Dez 2005, 15:43
von donholg
McGyver ist cool :D

Zu Bild 1:
Es ist keine Doppelbelichtung!. Es ist die Reflektion eines Budweiser Werbeschildes im Fenster einer Bar, in der ich mir rasch n Bier gezischt habe und dann gesehen habe, wie die Farben miteinander wettstreiten.
Vielleicht hats auch am Bier gelegen :roll: ?!?

Ich kann heute abend, wenn ich wieder daheim bin, noch was reinstellen bei dem die Auflösung besser sichtbar wird. Ich hab in Manhattan damals 400er Filme genommen, da ist das Korn schon deutlich zu sehen. In den Straßenschluchten ist es immer stockduster, auch bei Sonenschein.
Ich such dann mal was feineres raus.

Ich wollte hier auch keine Bilder präsentieren, zumindest nicht inhaltlich, sondern die Diaabfotografiertechnik mit der D70 als brauchbar demonstrieren.

Gruß
Holger

Verfasst: Fr 9. Dez 2005, 15:52
von djqkat
coole sache! find die ergebnisse für diese geniale bastellösung sehr gut!

lg robert

Verfasst: Fr 9. Dez 2005, 16:12
von stupid_man_suit
@Bati: das erste Bild zeigt, nehme ich an, einfach eine Reflektion in einer Glasscheibe. [EDIT: ist ja nun schon geklärt]
Ansonsten können manche Kamera schon intern "doppelt belichten", also 2 Bilder übereinander legen, prinzipiell geht das aber genauso gut softwaremäßig, v.A. mit mehr Kontrolle.

@donholg: so einen ähnlichen Aufbau habe ich neulich in irgendeiner Zeitschrift gesehen, wenn ich mich nicht irre, etwas in der Art dürfte käuflich erwerbbar sein.

Verfasst: Fr 9. Dez 2005, 17:28
von Chris65
Ich habe auf ähnliche Weise meine komplette Dia Sammlung digitalisiert. Mit dem 60er Makro direkt in den Objektivschacht des Diaprojektors (Objektiv entnommen) und einem Difusor zwischen Sammellinse (nennt man das so?) und Dia. Dann in einer Hand den Infrarotauslöser der D70 und in der anderen Hand die Fernbedienung des Projektors. Geht recht flott. Danach muss man natürlich drehen und spiegeln. Allerdings habe ich mit dem 60mm aufgrund des Abstandes zum Dia das Vollformat knapp nicht geschafft. Ich schätze die längere Brennweite ist da besser. Das Beschneiden habe ich mir dann gespart. Die Qualität finde ich zur Archivierung Ok. Zur Not gibt es ja trotzdem noch das Dia.
(Wahrscheinlich ist das für euch schon ein alter Hut :oops: )

Verfasst: Fr 9. Dez 2005, 17:42
von Arjay
Mit Interesse verfolge ich diesen Beitrag, denn ich besitze einen Fundus von mehreren Tausend noch nicht digitalisierten Dias.

Deshalb möchte ich in dieser Runde eine Zusatzfrage stellen:


Die meisten meiner Dias sind glaslos gerahmt, sie liegen also nicht perfekt plan. Kann man diese Durchbiegungsfehler durch eine entsprechende Tiefenschärfe beim Kopieren "unsichtbar" machen?

Wie groß ist der Tiefenschärfebereich bei den genannten Entfernungen überhaupt? Reicht der für die beschriebene Durchbiegung aus? Ich schätze, dass die Durchbiegung durchaus bis zu 2mm betragen kann.

Oder muss man bei jeder einzelnen Aufnahme neu fokussieren (was das Tiefenschärfeproblem ja auch noch nicht automatisch lösen würde)?