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Bildgestaltung: Was ist die "förderliche Diagonale"

Verfasst: Di 25. Apr 2006, 14:16
von Arjay
In dieser Diskussion ging's um den Goldenen Schnitt. Am Ende des Threads erschien das Stichwort der "förderlichen Diagonale". Ich habe daraufhin mal nach diesem Begriff gegooglet, aber nichts gefunden. Wer kann mich aufklären und erläutern, wie man auch die förderliche Diagonale zur Bildgestaltung nutzen kann?

Re: Bildgestaltung: Was ist die "förderliche Diagonale&

Verfasst: Di 25. Apr 2006, 14:41
von alexis_sorbas
Arjay hat geschrieben:...Wer kann mich aufklären und erläutern, wie man auch die förderliche Diagonale zur Bildgestaltung nutzen kann?
Ich habe heute keine Zeit mehr dafür, aber mein früherer "Professore de Colore" Harald Mante hat in seinen (empfehlenswerten) Büchern mehrfach die Diagonale gestalterisch genutzt und gut beschrieben... das mal als Tip...
EDIT:
http://www.digitalkamera.de/Buecher/dk/ ... 1-56-1.asp
Bei letzterem Link gibt es unten auf der Seite eine Leseprobe,
interessanterweise die "Diagonale"!

mfg

Alexis

Verfasst: Di 25. Apr 2006, 15:49
von Arjay
Danke Alexis für den Buch-Link! Das sieht interessant aus. Ich werde mir das Buch bei nächster Gelegenheit mal ansehen und ggf. auch kaufen.

Wie wäre es, wenn wir hier mal verschiedene Beispiele zusammentragen und gemeinsam diskutieren?

Verfasst: Di 25. Apr 2006, 16:01
von chillie
Ich suche mal was ich an Bildern mit verschiedenen Diagonalen rauskramen kann... ganz schön schwierig wenn man keine geordnete Fotosammlung hat :)

Verfasst: Di 25. Apr 2006, 16:42
von chillie
So ich hab mal 2 Beispiele gesucht die meiner Meinung nach die Wirkung der Diagonale unterstreichen. Alles ganz unbedarft und es darf gerne diskutiert und drin rumgemalt werden :)

Also hier mein Beispiel einer positiven Diagonale - vllt. geprägt durch das westliche rechts nach links denken ist geht es bei solchen Diagonalen immer bergauf was auch rein psychologisch das ganze positiver darstellt.

Bild

Eingezeichnet hab ich die, aus meiner Sicht wichtigen Punkte an denen man hängen bleibt und sich die imaginäre Diagonale bildet.

Mein zweites Beispiel einers - wie ich meine negative Diagonale

Bild

Die Diagonale hat einen sehr steilen Winkel was auch die Dramatik einer Diagonale ausmacht. Ich finde ein flacher Winkel wirkt harmonischer als ein steiler.

So das war meine Meinung... nun was meint Ihr wie entwickelt man eine Diagonale am spannendsten und was habt Ihr für Beispiele? Wie verbessert man anhand der Beispiele die Linienführung?

Verfasst: Di 25. Apr 2006, 17:01
von BLAckthunDEr
Beim ersten Bild gebe ich Dir Recht. Soll aber wohl von links nach rechts heißen? ;) Auf die Art bringt man Dynamik in ein statisches Objekt wie ein Gebäude hinein.

Ob ein Anstieg von links nach rechts eine Steigung und damit was Negatives ausdrückt und ein "Anstieg" von rechts nach links ein Gefälle und damit was Negatives? Weiß nicht.

Welche Punkte übrigens? Ich sehe nur die blauen Diagonalen.

Interessant finde ich auch, dass ausgerechnet dieses Foto s/w ist. Ich glaube, in Farbe hätte der Effekt der Dynamik irgendwie nicht so stark gegriffen. Der Himmel ist sehr dunkel. War da ein Polfilter am Werke? Das verstärkt den Effekt noch.


Das zweite Foto hätte ich so auf Anhieb nicht unbedingt als Diagonale identifiziert. Ja, das stimmt wohl. Je steiler Winkel, desto dramatischer der Effekt. Aber hier ist das schon fast eine Senkrechte.

:roll:

Verfasst: Di 25. Apr 2006, 18:22
von alexis_sorbas
BLAckthunDEr hat geschrieben:... Auf die Art bringt man Dynamik in ein statisches Objekt wie ein Gebäude hinein.

Ob ein Anstieg von links nach rechts eine Steigung und damit was Negatives ausdrückt und ein "Anstieg" von rechts nach links ein Gefälle und damit was Negatives? Weiß nicht...
Ganz allgemein versteht man in unserem Kulturkreis (wie auch immer der definiert ist) eine Linie von links unten nach rechts oben als "aufsteigend", von links oben nach rechts unten als "absteigend". Soweit zur Theorie.

In der fotografischen Praxis wird die Diagonale oft mit perspektivischer Tiefe in Verbindung gebracht, wie ja auch schon in Haralds Buch zu sehen ist.

Da ich sehr viel Architektur-Geschichten mache, und dies in Strassenzügen mit z.T. mittelalterlichen Charakter (sehr enge Gassen!) bietet sich eine "diagonal-perspektivische" Gestaltung geradezu an.

Beispiel 1, die Diagonale geradezu klassisch zentral-perspektivisch, wenn auch hier nicht gerade ein mittelalterliches Sujet zugrunde liegt...
Bild

Beispiel 2, weniger offensichtlich
Bild

Beispiel 3, mit Unterstützung durch Helligkeitsunterschiede
Bild

Beispiel 4, mit starker Perspektive, dramatischem Licht und Himmel
Bild

Natürlich alles SW... und ohne irgendwelche Filter...
Grundsätzlich bin ich aber der Ansicht, das Bildgestaltung in aller Regel mehr als nur ein Gestaltungs(grund)prinzip erfordert. Dies ist nur eine Möglichkeit.
Die Diagonalen habe ich nicht eingezeichnet, ich denke, das ist offensichtlich...

mfg

Alexis

Verfasst: Di 25. Apr 2006, 18:55
von BLAckthunDEr
alexis_sorbas hat geschrieben:Ganz allgemein versteht man in unserem Kulturkreis (wie auch immer der definiert ist) eine Linie von links unten nach rechts oben als "aufsteigend", von links oben nach rechts unten als "absteigend". Soweit zur Theorie..
Oje! Oje! Muss ich mir nun Sorgen machen? Oder liegt das "nur" an dem Knick in meiner Optik! :oops:

alexis_sorbas hat geschrieben:In der fotografischen Praxis wird die Diagonale oft mit perspektivischer Tiefe in Verbindung gebracht, wie ja auch schon in Haralds Buch zu sehen ist.
Das kommt in dem Beispiel oben aber nicht so zur Geltung. Vielleicht, weil das Gebäude rund ist?

alexis_sorbas hat geschrieben:Beispiel 1, die Diagonale geradezu klassisch zentral-perspektivisch, wenn auch hier nicht gerade ein mittelalterliches Sujet zugrunde liegt...
Ja, hier kann man die Tiefenwirkung natürlich nicht übersehen.


Auch in den anderen Fotos kann man imo leicht die Diagonale raussehen. Und in der Tat sorgt diese für eine gewisse Tiefe, die das Foto ansonsten nicht vermitteln könnte.

Und die steigenden Fotos wirken wirklich irgendwie "beruhigender" oder "normaler" auf mich. Schauen sich einfach irgendwie gefälliger an. :roll:

Verfasst: Di 25. Apr 2006, 19:52
von alexis_sorbas
BLAckthunDEr hat geschrieben:...
Oje! Oje! Muss ich mir nun Sorgen machen?...
Keine Bange... das ist nicht ansteckend... :wink:

mfg

Alexis

Verfasst: Di 25. Apr 2006, 21:15
von Andreas G
alexis_sorbas hat geschrieben:Ganz allgemein versteht man in unserem Kulturkreis (wie auch immer der definiert ist)...
Wenn ich richtig liege, ist damit der Kulturkreis gemeint, der von links nach rechts schreibt. In dem "anderen" Kulturkreis ist es eben umgekehrt. Und um hier erst gar keine Diskussion aufkommen zu lassen, ich liebe die Kunst und Kultur des "anderen" Kulturkreises.

Gruß
Andreas