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[D70] Violetter Farbfehler bei Langzeitbelichtung?

Verfasst: Mo 9. Aug 2004, 16:43
von dg2mst
Hallo,


seit kurzem habe ich nun auch meine D70 und ich muß sagen daß das mit großem Abstand die interessanteste Kamera ist, die ich je hatte. Vielleicht kurz zu meinem Hintergrund: Angefangen habe ich mit der Canon AE1 Program meines Vaters in Verbindung mit einem 50mm 1,8 Canon-Normalobjektiv (War damals das Kit ;-). Von dort ging es Anfang der Neunziger zu einer Nikon AF310 Zoom (35-70mm) Kompaktkamera, bevor die erste Digitalkamera fällig wurde (HP Photosmart 215). Über eine G3 (wiederum die meines Vaters :-) und eine Ixus IIs bin ich schließlich wieder bei Nikon gelandet (D70).

Gestern Abend war ich dann mit Stativ und Fernauslöser bewaffnet unterwegs und habe Sterne fotografiert. Dabei ist mir aufgefallen daß die Bilder bei längeren Belichtungszeiten unabhängig vom Ort immer in der linken oberen Ecke einen Violetten Saum bekommen. Nachdem die Bildfehler immer etwa gleich aussehen, glaube ich daß es ein thermisches Problem des CCDs sein könnte, der bei der langen Belichtungszeit etwas zu heiß wird. Kann das sein? Wenn ja, was kann man dagegen tun?


Ich verwende die D70 mit dem 18-70 AF-s Kit-Objektiv


Brennweite: 18mm
Blende: 3,5
Bel.Zeit: 73.2s (Bulb)
ISO: 1600
Richtung etwa SSO


Vielen Dank und noch mehr Grüße aus dem Altmühltal,



Stephan

Bild[/img]

Re: [D70] Violetter Farbfehler bei Langzeitbelichtung?

Verfasst: Mo 9. Aug 2004, 16:58
von Reiner
Hallo und willkommen im Forum :)
dg2mst hat geschrieben:Nachdem die Bildfehler immer etwa gleich aussehen, glaube ich daß es ein thermisches Problem des CCDs sein könnte, der bei der langen Belichtungszeit etwas zu heiß wird. Kann das sein? Wenn ja, was kann man dagegen tun?
Da dürfte Dir dieser dieser Thread zumindest einen Teil Deiner Frage beantworten :)

Re: [D70] Violetter Farbfehler bei Langzeitbelichtung?

Verfasst: Mo 9. Aug 2004, 17:03
von Arjay
dg2mst hat geschrieben:Nachdem die Bildfehler immer etwa gleich aussehen, glaube ich daß es ein thermisches Problem des CCDs sein könnte, der bei der langen Belichtungszeit etwas zu heiß wird. Kann das sein? Wenn ja, was kann man dagegen tun?
Ich denke, das siehst Du richtig. Als Abhilfe kann ich mir nur zwei Maßnahmen vorstellen:
  • Kamera möglichst kühl halten, und vor der Aufnahme nicht lange eingeschaltet lassen.
  • Kürzere Verschlusszeit verwenden.
Möglicherweise könntest Du unmittelbar nach der realen Aufnahme noch eine "Blindaufnahme" mit aufgesetztem Kameradeckel und gleicher Verschlusszeit machen, so dass Du die lila Flecken per EBV entfernen kannst (nur so 'ne Idee).

Verfasst: Di 10. Aug 2004, 07:11
von ChristophP
Moin,

Diesen Violetten Fleck habe ich auch. Da heisst es: Dunkelbild abziehen. Da gibt es Programme wie: IRIS, GIOTTO oder auch Photoshop mit denen das gut geht. Google mal nach Christian Buil, der hat das alles gut beschrieben - allerdings in Französisch und Englisch.

Gruss Christoph DF9CY

Verfasst: Di 10. Aug 2004, 10:08
von eclipse
Hi,

einfach die Rauschreduzierung der D70 einschalten. Die macht nämlich eigentlich nix anderes als einen Dunkelbildabzug. Gerade bei Sternaufnahmen vom Stativ sollte es sich ja um recht kurze Belichtungszeiten handeln (auf der gezeigten Aufnahme sind ja schon deutliche Striche zu erkennen), dann ist der Zeitaufwand für das Dunkelbild schon erträglich.

Díe Variante Dunkelbilder getrennt aufzunehmen und mit Iris und Konsorten später abzuziehen macht bei der D70 IMHO nur bei wirklich langen Belichtungszeiten Sinn da die eingebaute Rauschreduzierung bessere Ergebnisse bringt als die nachträgliche Korrektur.

Dies scheint mir hauptsächlich daran zu liegen, daß die D70 auch bei RAW-Aufnahmen vor dem Speichern einen Median-Filter anwendet und daß das RAW-Format leider doch nicht ganz verlustfrei ist. Ich denke mal, intern wird die D70 tatsächlich die vollen Rohdaten subtrahieren.

steffen

Verfasst: Di 10. Aug 2004, 10:55
von UweL
Hi,

ohne mir den anderen Thread noch mal angesehen zu haben: Ich habe gestern auch mal angefangen zu experimentieren. Allerdings nur mit ISO 200, dafür schon mal mit über 100 Sekunden. Resultat: Sterne da und kein Farbsaum. Allerdings war's links auch leicht heller im Hintergrund (heller, nicht farbig).

Ich muß dass demnächst mal tiefer austesten... macht es wirklich Sinn, auf ISO 1600 zu gehen, oder ist es nicht besser, mit kleineren ISO Werten zu arbeiten und dafür länger zu belichten?

Verfasst: Di 10. Aug 2004, 11:10
von dg2mst
Hallo,

zunächst möchte ich mich für alle Antworten bedanken, die bisher gekommen sind. Sobald es möglich ist, werde ich mich mal wieder hinsetzen und eine weitere Serie mit Rauschunterdrückung aufnehmen. Seit heute früh sitze ich aber wieder mitten in Erlangen und da kann man solche Aufnahmen natürlich vergessen.

@UweL

ich abe die ersten Bilder eigentlich auch mit recht niedriger ISO Zahl (400) aufgenommen, weil ich so wenig Rauschen wie möglich wollte. Dafür hatte ich dann keine punktförmigen Sterne sondern Streifen. Es ist schon beängstigend wie schnell sich die Erde dreht ohne daß wir etwas merken ;-)


@christophP
ka - gm om es mni thx fer rprt - 73 es gl - DG2MST - ar ;-)
Mann, habe ich das lange nicht mehr gemacht...

Viele Grüße,


Stephan

Verfasst: Di 10. Aug 2004, 12:38
von eclipse
Hallo,

für Sternfeldaufnahmen vom Stativ sind schon ISO1600 zu empfehlen. Evtl. geht es auch gerade noch mit ISO800, alles darunter ist zu unempfindlich. Die maximale Belichtungszeit ohne Strichspuren zu bekommen richtet sich nach der Pixelgröße, verwendeten Brennweite und der Deklination des Sternfeldes.

Am einfachsten sind zunächst mal Strichspuraufnahmen, also Aufnahmen, auf denen bewusst Strichspuren zu sehen sein sollten. Meist sieht man diese als Aufnahmen des Himmelspols, aber auch bei andere Sternbildern (z.B. Orion im Winter) kann das ganz reizvoll sein. Hierbei wird eine niedrige Empfindlichkeit (ISO200) eingestellt und etliche Minuten (ich würde bei der D70 mal 3-10min schätzen) belichtet, so daß der Himmelshintergrund noch nicht zu stark aufgehellt ist. Wenn man jetzt einige solcher Aufnahmen nacheinander macht und dann aufaddiert bekommt man wunderschoene Strichspuraufnahmen.

Soll es keine Strichspuren geben, so ist zumindest außerhalb der Polrichtung schon bei geringen Brennweiten (18-50mm) bei ca. 30-45s wirklich Schluß! Um da noch was auf den Chip zu bekommen sollte es dann schon ISO1600 sein. Auch hier hilft die Methode mehrere Aufnahmen nacheinander zu machen und dann zu addieren (z.B. mit Iris).

Ansonsten empfehle ich mal etwas Fachliteratur zu lesen. Aus dem Astro-CCD Bereich gibt es einige Bücher, z.B. von Martinez und Klotz, über die CCD-Technik mit Chipaufbau, Dunkelrauschen, etc.
Für die Aufnahmetechnik ist IMHO immer noch Kochs "Astrofotografie" das Standardwerk schlechthin. Auch wenn es sich mit Analogkameras beschäftigt, die Formeln sind direkt für CCDs und DSLRs übertragbar, nur daß statt dem Filmkorn die Pixelgröße zu berücksichtigen ist.

Wer dann wirklich in die DSLR-Astrofotografie einsteigen will muss sich dann noch mit solchen Kleinigkeiten wie Bayer-Pattern, Rohdatenformat, etc. Auseinandersetzen, aber erst sollten mal die Grundlagen passen. Und wenn jemand das thermische Rauschen auf dem CCD für einen Farbsaum hält, dann denke ich sind wirklich erst mal Grundlagen angesagt ;-)

steffen

Verfasst: Di 10. Aug 2004, 12:44
von eclipse
Nachtrag und in aller Bescheidenheit ein kleiner Hinweis auf meine Hompage:

Ich habe mal einiges zur Astrofotografie mit DSLRs zusammengefasst:

http://www.ccdastro.de/external/astro_dslr.pdf

Das Dokument ist aber erst in einem "Entwurfsstadium", sollte aber alles wirklich wichtige schon beinhalten.

steffen

Verfasst: Di 10. Aug 2004, 13:12
von UweL
Hi,
dg2mst hat geschrieben:@UweL

ich abe die ersten Bilder eigentlich auch mit recht niedriger ISO Zahl (400) aufgenommen, weil ich so wenig Rauschen wie möglich wollte. Dafür hatte ich dann keine punktförmigen Sterne sondern Streifen. Es ist schon beängstigend wie schnell sich die Erde dreht ohne daß wir etwas merken ;-)
ich hab' da noch meinen kleinen Refraktor mit passender äquatorialer Montierung und Motor-Nachführung rumstehen - Zeit ist also kein Problem
:idea: :?: :wink: